Weit über die lokalen Grenzen hinaus wurde Olten im sogenannten «Kulturkampf» bekannt. Aus einer unheilvollen Konstellation zwischen aufgeklärten Vertretern einer freiheitlichen Kirchen- und Staatsauffassung und Vertretern einer Geistlichkeit, die durchaus als Repräsentanten einer Kirche gelten müssen, die noch den Anspruch auf absoluten Gehorsam ihrer Schäfchen stellte, erwuchsen in Olten über Jahrzehnte hinweg die Voraussetzungen, die es erst möglich machten, dass Olten aufgrund der vergifteten Beziehung zwischen den Vertretern geistlicher und weltlicher Macht sozusagen zum Vorreiter der schweizerischen Kulturkampfbewegung werden konnte. An der bischöflich angeordneten Amtsenthebung des Starrkircher Pfarrers Paulin Gschwind entzündete sich schliesslich der Konflikt zwischen romtreuen und freisinnigen Katholiken. Dieser führte, obwohl sich 67 romtreue Katholiken und nicht weniger als 444 Oltner Frauen für ihn verwendet hatten, zur Wegwahl des romtreuen Pfarrers Peter Bläsi.
Mit der Installationsfeier für den von Krefeld nach Olten berufenen gelehrten Pfarrer und nachmaligen ersten christkatholischen Bischof der Schweiz, Eduard Herzog (1841-1924), setzte der Stadtrat von Olten an Ostern 1873 einen vorläufigen Schlusspunkt hinter die lokalen kulturkampfbedingten politischen und kirchlichen Entwicklungen, die katholisch Olten in zwei auf Jahrzehnte hinaus bis aufs Blut verfeindete Lager von Römischkatholiken und Altkatholiken spalten sollten.
Foto: In seiner Zeichnung "Zelotenpredigt" dürfte Martin Disteli dem streitbaren Oltner Stadtpfarrer Josef Gerno ein "Denkmal" gesetzt haben (Kunstmuseum Olten)