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Krematorium: neue Vorlage als «Mittelweg»
Der gegenwärtig installierte Elektroofen im Krematorium auf dem Friedhof Meisenhard aus dem Jahr 1997 wurde im Jahr 2010 überholt und mit einer Rauchgasreinigung ergänzt. Er hat nun seine Lebensdauer überschritten; ein weiterer Betrieb ohne entsprechende Erneuerung ist aus Gründen der Sicherheit und der Auswirkungen auf die Umwelt ausgeschlossen. Ohne entsprechende Investition muss die Anlage stillgelegt werden. Und auch die Hochbaute wurde seit einigen Jahrzehnten nicht mehr erneuert.
Im Herbst 2020 kamen der Stadtrat und eine Mehrheit im Gemeindeparlament zum Schluss, dass es am sinnvollsten sei, den erneuerungsbedürftigen Kremationsofen stillzulegen. Dies mit dem Hintergrund, dass ein genügendes Angebot in der Umgebung (Solothurn, Langenthal, Aarau) vorhanden sei und der weitere Betrieb eine erhebliche Investition erfordere. Die Stimmbevölkerung lehnte in einer Referendumsabstimmung die entsprechende Vorlage «Krematorium, Änderung Reglement infolge Stilllegung» jedoch ab. Zu diesem Zeitpunkt waren nur die finanziellen Auswirkungen der technischen Ofensanierung Gegenstand der Debatte und nicht die Mittel für die bauliche Erneuerung der Anlage.
Infolge dieser Verpflichtung, den Ofen ordnungsgemäss in Betrieb zu halten und die Defizite in Bezug auf Effizienz, Abläufe, Arbeitssicherheit und Bausubstanz zu beheben, ist die Erneuerung der Anlagen und Bauten zwingend und dringend. Als Basis für das Projekt wurden deshalb ein Betriebskonzept und ein Raumprogramm erarbeitet. An der Urnenabstimmung vom 3. März 2024 wurden jedoch die auf dieser Basis erarbeiteten beiden Varianten – «Ersatz Ofenlinie und Instandstellung Hochbau» mit Kosten von 8'878'100 Franken bzw. «Rückbau Ofenlinie und Instandstellung Hochbau» mit Kosten von 4'812'900 Franken – knapp abgelehnt. Der Stadtrat beschloss daraufhin die Ausarbeitung einer neuen Vorlage mit einer reduzierten Bestellung.
Reduzierte Anforderungen
Die Anforderungen an das neue Projekt wurden mit dem Ziel einer Kostenreduktion reduziert. Sie beinhalten nun die Erneuerung der gesamten Ofenlinie inkl. Filteranlage und den Betrieb des Ofens mit elektrischer Energie, mit verbesserten Emissionswerten und tieferen Unterhaltskosten und unter Einhaltung von Arbeitssicherheit und Arbeitshygiene. Weitere Anforderungen sind der Ausbau der Kühllagerkapazität des Sarglagers aufgrund der höheren Ofenkapazität, die Erneuerung der haustechnischen Anlagen (Heizung, Lüftung, Sanitär) und die Instandstellung der vom Umbau betroffenen Bauteile. Generell gelten die Ziele einer Optimierung der Arbeitsabläufe und eines effizienten Betriebs sowie die Erfüllung der Anforderungen an den Umweltschutz.
Die Erneuerung der Gebäudehülle und der inneren Oberflächen der Abdankungshalle, die Erneuerung des Polizeiraumes und diverser Nebenräume im Sockelgeschoss, die Erneuerung der Aufbahrungsräume, Nebenräume und Büro im Erdgeschoss und die Erstellung einer hindernisfreien WC-Anlage im Erdgeschoss und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach werden hingegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Einige Bauteile in schlechtem Zustand
Die Bestandsaufnahmen des Gebäudes haben aufgezeigt, dass sich verschiedene Bauteile in einem schlechten Zustand befinden. Insbesondere die haustechnischen Anlagen, die Kanalisation und die Dachanlage weisen aufgrund ihres Alters und Zustandes einen Erneuerungsbedarf auf. Die Dachsanierung wird derzeit auf die Teile beschränkt, welche für den Ofenbau ohnehin abgedeckt werden müssen. Aus diesem Grund muss auf die Erstellung einer PV-Anlage verzichtet werden, da diese nicht auf ein altes Dach installiert werden kann.
Der bestehende Kremationsofen hat mit seinen 27 Jahren das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Für die Ofensteuerung, Sargeinfahrmaschine und Hydraulik sind keine neuen Ersatzteile mehr verfügbar. Aufgrund der Situation empfiehlt sich der vollständige Ersatz der bestehenden Ofentechnik durch einen neuen Elektro-Kremationsofen. Der bestehende Wärmetauscher wird durch einen neuen Wärmetauscher mit integrierter Abreinigung mit Druckluft und einem Anfahrbypass ersetzt. Die Sicherheitseinrichtungen im Kühlwasserkreislauf werden vollständig erneuert. Beim bestehenden Filter und Absorber werden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Die Elektro-, Mess-, Steuer-, Regel- und Leittechnik der Ofenlinie wird vollständig erneuert. Auch die bestehende Ascheaufbereitung hat die Lebensdauer erreicht, zudem fehlt eine Absaugung bei der manuellen Sortierung der Asche. Im Weiteren ist die Zerkleinerung unzureichend, insbesondere für Fälle, bei denen die Asche ausgestreut werden soll. Darum wird auch sie ersetzt.
Der Raumbedarf für den Betrieb der Anlage kann mit den bestehenden Flächen und Volumen abgedeckt werden. Die Optimierung der Arbeitsabläufe hat jedoch Auswirkungen auf die Grundrisse. Im Untergeschoss befindet sich der unterste Teil des Ofens mit der Rauchgasführung in den 2010 erstellten Filterraum. Diese Anlageteile werden erneuert. Im Sockelgeschoss werden eine Lüftungs- und Heizungszentrale eingebaut und die elektrischen Verteilungen in einem neuen Raum zusammengefasst. Die Sarglagerkapazität wird entsprechend der neuen Kapazität auf 26 Särge erhöht. Weiter werden die Garderoben und der Aufenthaltsraum aufgefrischt. Die Kanalisation muss ersetzt und im Trennsystem geführt werden. Für die neue Ofenanlage sind im Erdgeschoss bauliche Anpassungen erforderlich. Die Verbindung vom Ofen zur Abdankungshalle wird geschlossen, um die akustischen Auswirkungen des Kremationsbetriebs während einer Abdankungszeremonie zu reduzieren.
Ein nachhaltiger Nutzen entsteht im vorliegenden Projekt aus der Steigerung der Energieeffizienz mit der neuen Ofenlinie, dem Kühlraum, der LED-Beleuchtung und dem grösstmöglichen Erhalt des baulichen Bestandes.
Anpassung der Gebühren angekündigt
Die Investition in die Ofenlinie von knapp 3 Mio. Franken kann amortisiert werden, wenn die städtische Gebührenordnung keine Privilegien für die Bevölkerung von Olten und Starrkirch-Wil mehr vorsieht und die Gebühren den umliegenden erneuerten Krematorien angepasst werden. Die Investition in die Kühlinfrastruktur und Aufbahrungsräume können je nach Gebührengestaltung zumindest teilweise amortisiert werden. Aus diesem Grund wird der Stadtrat dem Parlament eine entsprechende Anpassung der Gebührenordnung beantragen, sobald Klarheit über den Weiterbetrieb besteht.
Nach der Genehmigung des Baukredits im Parlament soll das Projekt im September der Volksabstimmung unterbreitet werden. Der Baubeginn ist im März 2025 geplant, so dass der Betrieb des Krematoriums per Anfang 2026 aufgenommen werden kann.