Die starke Abhängigkeit vom Transit erwies sich in Olten auf die Dauer als sehr schmale Erwerbsbasis. So galt es schon früh offen zu sein, auch für neue wirtschaftliche Entwicklungen. Darum wohl entwickelte sich Olten im ausgehenden 18. Jahrhundert zu einem eigentlichen Zentrum des woll- und baumwollverarbeitenden Gewerbes. Schon anno 1786 boten hier nicht weniger als 21 «Woll- und Baumwollfabrikanten» mehr als 1500 Personen Arbeit und Zusatzverdienst.

Auch Urs Martin Disteli, der Vater des begabten Zeichners und Karikaturisten Martin Disteli, war in Olten als «Verleger», d.h. als Arbeitgeber für Strumpf- und Kappenstricker rasch zu Ansehen und Vermögen gekommen. Er galt bald als reichster Oltner und hatte sogar die Ehre, in der Helvetik als Unterdistriktsstatthalter erwählt zu werden. Seine spekulativen Landkäufe, seine gewagte Kreditpolitik und der Rückgang im woll- und baumwollverarbeitenden Gewerbe brachten ihn schliesslich, bevor er seine Pläne zur Errichtung einer Florettseidenspinnerei realisieren konnte, so sehr in finanzielle Schwierigkeiten, dass er 1829 den Konkurs anmelden musste und schliesslich verarmt starb. Sein Haus «ennet der Aare» aber ist noch heute ein eindrückliches Zeugnis seiner selbstbewussten bürgerlichen Wohlhabenheit.

Foto: Das Distelihaus zeugt noch heute eindrücklich von dem hohen Ansehen, das seine einstigen Besitzer genossen.