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Stadt Olten ehrte Kulturschaffende
Mit den Ehrengaben möchte man vor allem auch Institutionen oder einzelne Aktivitäten auszeichnen, die während vieler Jahre die Stadt Olten kulturell oder künstlerisch prägten, aber auch Einzelpersonen, die sich durch eine besondere Qualität in ihrer Tätigkeit auszeichneten. Die Kunst und Kultur sei auf die Unterstützung der öffentlichen Hand und auf Sponsoring angewiesen, soll sie in einer Stadt und Region lebendig bleiben. Sie könne sich nicht aus sich selbst heraus finanzieren, wie dies böse Zungen manchmal behaupteten, sondern sie brauche die allgemeine Wahrnehmung und Unterstützung.
Mit Fleiss und Begeisterung
Peter A. Bloch, Mitglied der Kulturförderungskommission, stellte als Ersten Karl Frey vor, einen pensionierten Oltner Bezirksschullehrer für Mathematik, der seit vielen Jahren mit grossem Engagement und Wissen sich dem Klimawandel mit all seinen wechselhaften Bewegungsabläufen und Veränderungen verschrieben habe. Seine Artikel in den Tageszeitungen, den Oltner Neujahrsblättern und so weiter zeigten auf, mit welch grossem Wissen und Fleiss er dieser Tätigkeit auch heute noch mit 93 Jahren nachgehe. Bei den bekanntesten Wetterfröschen geniesse er hohes Ansehen und bereichere mit seinen Aufsätzen die Öffentlichkeit. Und dafür erhalte er die Ehrengabe der Stadt Olten, eine Skulptur von Thomas Schaub.
Christof Schelbert überreichte ebenfalls eine Ehrengabe der Leiterin der Martins-Galerie, Brigitte Itel, die seit 22 Jahren in ihrer Galerie regelmässig Ausstellungen organisiere und Kunstschaffende auf den verschiedensten Ebenen abhole und ihre Werke ausstelle. Rund 90 Ausstellungen habe sie realisiert und sei noch kein bisschen müde geworden.
Trudy Stadelmann, Mitglied der Kulturförderungskommission, schilderte den Werdegang des Theaterstudios Olten, das heute viel Anerkennung geniesse und die Theaterkunst in unserer Stadt aktiviere und lebendig gestaltete. Dem initiativen Team gebühre Dank. Grosses Wissen über die Theaterkunst und ständiger Einsatz, aber auch viel persönliche Begeisterung seien die Grundpfeiler für das gute Gelingen und den grossen Erfolg.
Die Laudatio für den Förderpreis des jungen Trompeters Stephan Fröhlicher verfasste Iris Schelbert, und Christof Schelbert las den Text vor. Seit seiner frühsten Kindheit sei Stephan Fröhlicher mit Musik konfrontiert worden, spielte doch sein Vater Remo Fröhlicher schon Trompete. Dies hätte aber nicht die Wirkung gehabt, dass Musik ihm langweilig geworden wäre, sondern er begann schon ganz früh, sich aktiv dafür einzusetzen, sang und spielte mit. Heute besuche er die Musikhochschule Luzern mit dem Hauptfach Trompete bei Peter Schärli und seit 2008 studiere er zudem an der Musikhochschule Basel bei Jazz-Trompeter Mathieu Michel.
Namen über die Region hinaus
Den Anerkennungspreis erhielt Adelheid Hanselmann als begabte Malerin und Objektkünstlerin, geboren und aufgewachsen in Schönenwerd, die heute wieder in Olten lebe und arbeite. Trudy Stadelmann schilderte ihren Werdegang als Goldschmiedin, ihre Lehrtätigkeit an der Schule für Gestaltung in Zürich, ihre Objektkunst und ihre Kunst im öffentlichen Raum. Wobei heute die Malerei wieder im Vordergrund stehe. Ausgesuchte, fesselnde Farbkompositionen seien typisch für sie, sie habe auch das Farbkonzept des Stadttheaters Olten kreiert. Aber auch ihre Figurenelemente und ihre persönliche eigenwillige Spurensuche zwischen realen und surrealen Elementen seien von beeindruckender Stärke.
Martin Rieder, Mitglied der Kulturförderungskommission, stellte in subtilen Formulierungen den Anerkennungspreisträger Ulrich Knellwolf vor, der als Schriftsteller schweizerisch von Bedeutung sei und mit seinen Kriminalromanen viel Anerkennung und Begeisterung auslöste. Er verstehe es meisterlich, Gegensätze lebendig herauszuarbeiten, das Böse mit dem Guten in ein ungewohntes und doch bekanntes Spannungsfeld zu bringen, ähnlich wie dies Jeremias Gotthelf, den er verehre, schon gemacht habe. Schön sei, dass er seine Wurzeln wirklich hier in Olten habe, auch wenn er heute vielleicht mehr Zürcher geworden sei.
Den Schauspieler und Schriftsteller Rhaban Straumann ehrte das Kommissionsmitglied Joachim Hiltbrunner. Er habe sich mit seiner Kleinkunst, mit seiner Tätigkeit als begabter Moderator von Nachtfieber und anderen Veranstaltungen, aber auch als geistreicher, witziger Texter und Schauspieler einen Namen über die Region hinaus gemacht und geniesse durch seine Auftritte schweizerische Anerkennung. Zudem arbeite er als erfolgreicher Theaterpädagoge mit dem Theater JUcKT zusammen. Unter dem Namen Alles Theater vereine Straumann seine aktuellen Ensembles und Produktionen, er entwickle Stücke, führe Regie, spiele, lese und schreibe.
Christof Schelbert stellte die Musikgruppe Concentus Musicus Olten mit ihrem rührigen Leiter Walter Bröckelmann vor, die mit ihren regelmässigen Konzerten und Vorträgen auf alten Instrumenten berühmt geworden sei. In ihren Programmen kämen Werke aus dem Barock bis zur Klassik zum Tragen. Jedes Programm bilde inhaltlich und musikalisch eine Einheit und sei einem speziellen Thema gewidmet. Rund 30 Jahre lang sei dies der Musikformation ein grosses Anliegen gewesen, historische Aufführungen Alter Musik zu präsentieren und bekannt zu machen. Dafür werde ihr der Anerkennungspreis der Stadt Olten überreicht.
Künstler und Denker zugleich
Das beeindruckende künstlerische Schaffen des Kunstpreisträgers Paul Gugelmann aus Gretzenbach stellte Peter A. Bloch vor. Mit seinen fantastischen poetischen Maschinen sei er berühmt geworden, und zwar im In- und Ausland. Seine Laufbahn begann er als Bally-Chef-Schuhdesigner in Paris, wobei er sich schon bald mit dem Pröbeln und Entwerfen seiner poetischen Maschinen beschäftigte. Ihn reizte sowohl das Handwerkliche, die raffinierten Mechanismen, das Surren und Klingen, die witzigen und unerwarteten mechanischen Abläufe, das Verspielte und Hintergründige, aber auch das inhaltlich Verschlüsselte, das in wohl einmaliger Weise über den Sinn und Unsinn der Menschen und ihrem Tun reflektiere. Viele seiner Kunstwerke sind heute in Oltner Besitz so im Bahnhof beim Aufgang zur Einnehmerei, im Entrée der Firma Nussbaum und der Atel/Alpiq, aber auch in der Heilpädagogischen Sonderschule hpz, im Bannfeldschulhaus, im Schulhaus Gretzenbach, in der Musikschule Altdorf, im Schloss Wartenfels als Wahrzeichen mit «Blick in die Welt» und so weiter.
Des Öfteren habe er mit Oltner Schulklassen gearbeitet und sie in die Welt der schöpferischen Prozesse liebevoll eingeführt. Mit dem Gugelmann- Museum, in dem die meisten seiner Werke zu bewundern seien, habe er ein Zeichen gesetzt, das in die Geschichte einer Region einginge. Von weit her kämen Besucher, um seine Werke zu bewundern, und es gehöre zu einem der bestbesuchten Museen in unserer Region.
Paul Gugelmann sei Künstler und Denker zugleich, ein Mensch, der anderen grosszügig helfe und sich auch in andere Menschen einfühlen könne. Leben heisse für ihn schöpferisch tätig sein, und damit meine er nicht nur im Kopf, aus der Idee heraus, sondern auch im handwerklichen Sinne, mit der Hände Arbeit, denn seine poetischen Maschinen sind nun mal Maschinen und leben aus feinen und raffinierten, oft musikalisch untermalten Mechanismen heraus, die einen ebenso fesseln wie die Schönheit der formalen Gestaltung. Paul Gugelmann habe wie kein anderer die Stadt und Region Olten mit seinen Kunstwerken geprägt, vielen Kunstschaffenden hilfreich zur Seite gestanden, er habe auch durch seine liebenswerte und tolerante Art ein Stück Geschichte geschrieben, die ihn als Künstler auszeichne und über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht habe. Die Stadt Olten sei stolz, ihm den Kunstpreis überreichen zu dürfen.
Den Dank der Preisträgerinnen und Preisträger überbrachte Ulrich Knellwolf in faszinierenden Wortbildern, die beeindruckten. Er sprach über die wundersame Möglichkeit der Kunst, die im besonderen Masse den Menschen frei mache, ihm und der Öffentlichkeit allgemein Mündigkeit schenke. Durch die Wahrnehmung und durch das Erkennen, was andere tun im schöpferischen Sinne, erreiche man Verhaltensweisen, die wertvoll und befruchtend seien und neue Perspektiven erschlössen. Die Preisübergabefeier 2009 war ein gelungener und würdiger Anlass.
(Aus: Oltner Tagblatt vom 23. März 2009/Madeleine Schüpfer)